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Bildende Kunst Art contemporain - Ausstellung

Doppelzimmer
Franziska Degendorfer | Petra Herzog

Doppelzimmer<br />
Franziska Degendorfer | Petra Herzog
© Franziska Degendorfer, Dolomiten, 2009

© Petra Herzog, ohne Titel, 2004,
Datum Vom 09/04/2010 bis zum 02/07/2010
Inauguration le 08/04/2010 um 20h00
Preise Eintritt frei im Rahmen der verfügbaren Plätze
Beschreibung
„Doppelzimmer“ ist eine Duo-Ausstellung mit jüngeren und neuen Werken von Franziska Degendorfer (Ulm, 1980) und Petra Herzog (Aachen, 1963). Bei den ausgestellten Kunstwerken handelt es sich um eigenständige Positionen und Produktionen jeder Künstlerin, die in dieser Gegenüberstellung eine neue Interpretation erfahren.
Der Ausstellungstitel bezieht sich auf den topos temporären Zusammenseins und bedingter Gemeinsamkeit, dem trotz eines Hauchs von Intimität und Unverbindlichkeit noch die Seriosität getrennter Buchungen anhaftet. Darüber hinaus ruft der Begriff „Doppelzimmer“ Assoziationen an Interieur-Ästhetik und Häuslichkeit hervor, die in der betonten Stofflichkeit und stilistischen Gefasstheit der Arbeiten beider Künstlerinnen zum Vorschein kommt. Franziska Degendorfer und Petra Herzog konzentrieren sich in ihren Werken vornehmlich auf die gestalterische Kraft formaler und geometrischer Ordnungsprinzipien. Die Einarbeitung von Textilien sowie anderen haptisch oder optisch reizvollen Materialien in die Bildoberfläche und die Technik der Collage sind bei beiden Künstlerinnen wichtige Kompositionselemente. An manchen Stellen bricht eine latente Figürlichkeit hervor und setzt innerhalb des Grundrhythmus von Farbflächen, geometrischen Formen und Linien erzählerische Akzente.

Die neuesten Werke von Franziska Degendorfer zeigen, dass sie ihre Arbeit an den formalen Gestaltungsprinzipien des Bildaufbaus kontinuierlich weiterentwickelt und ausdifferenziert hat. Grundlage ihres Schaffens ist die Materialität des Bildträgers, der entweder aus vielschichtig verleimtem und pigmentiertem Zeitungspapier oder farbigen Stoffbahnen besteht, die sie miteinander vernäht. Auf diese Weise entstehen reliefartige Wölbungen, Taschen und unregelmäßige Durchbrüche, die eine haptisch und optisch reizvolle Oberfläche bieten. Franziska Degendorfers abstrakte Arbeiten sind von einer brüchigen Ornamentik gekennzeichnet, die an die Muster von Quilts oder Decken erinnert. Oft bildet das formale, geometrische Element, zumeist die Raute, ein rhythmisches Konstruktionsmuster. Mit homogenen Farbpaletten strukturiert die Künstlerin ihre Bildräume und setzt partiell leuchtende Kontraste. Doch der Eindruck von Häuslichkeit, der hier entsteht, wird von der Widersprüchlichkeit der Bildoberfläche gestört. Denn speziell bei den Zeitungscollagen lässt Franziska Degendorfer zugleich die Textlinien und Bildfragmente der benutzten Zeitungsseiten durchscheinen. Mit raumgreifenden Installationen setzt die Künstlerin dieses Prinzip der Kombination von haptischem Reiz, formaler Komposition und konkret lesbarer Textur fort.

Die Werke von Petra Herzog zeigen eine Malerei mit präzisen, sachlichen Gesten, mit Streifen, welche die Leinwand in der Vertikalen strukturieren, und mit wandfüllenden geometrischen Formen - aneinandergereihten Rauten -, die vom formalen Interesse der Künstlerin zeugen. Petra Herzog malt ruhige, ausgeglichene Bilder, die sich auf die „Flatness“ der Malerei beziehen. Mit minimalen Interventionen gelingt es ihr, den flachen Bildgrund in die Tiefe zu führen, die seriellen Streifen mit Collagen zu unterbrechen, zu kreuzen und zu übermalen. Dadurch entstehen Andeutungen von Gegenständlichkeit, wie Äste, Blumen, Grashalme, die aber nur Schablonen sind und konkrete Abbildungen vermeiden. Die Schichten der Malerei bleiben in den Bildern von Petra Herzog erkennbar, da Mal- und Farbspuren die sauberen Konturlinien auflockern.
Petra Herzog setzt mit ruhiger Hand eine Ästhetik in Szene, der als Neusichtung eines Interieur-Designs im Deutschland der 60er Jahre betrachtet werden kann. Ihre Kunst bleibt aber zurückgenommen, kühl und reduziert. Sie ist nicht inspiriert von nostalgischer Erinnerung an ein floral tapeziertes Zuhause, sondern setzt auf die Schönheit der eleganten Komposition, die in der Gegenwart aus der ganzen Palette des Nachkriegsdekorum jene Formen aufstöbert, die sich auch im Kontinuum des Moderne-Diskurses sinnvoll einbringen lassen. Diese Formen in den Bildern von Petra Herzog sind einfach und klar strukturiert. Es herrschen Sauberkeit und Ordnung, gestützt von der festen Materialität der Bildträger aus Hartfaserplatten, über welche die Leinwand gespannt ist. Die Malerei von Petra Herzog wird vor der Wand zum Objekt mit harten Konturen. Auf der Wand dehnen sich ihre Collagen räumlich aus und verbinden die Bildkörper mit dem Ausstellungsraum.

Franziska Degendorfer (geb. 1980 in Ulm/ D), studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Pia Fries und Prof. Leni Hoffmann sowie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Ihr Werk wurde ausgezeichnet u.a. mit dem Kunstpreis der Sparkasse Neu-Ulm-Illertissen durch den Kunstverein Neu-Ulm (2009), dem Schwäbischen Grafikpreis (2009) und dem Thurgauer Nachwuchsatelier für Bildende Kunst (2009). Ausstellungen u.a. bei Ferenbalm-Gurbrü Station (2006-2010), Kunstverein Willhelmshöhe Ettlingen (2005), Kaskadenkondensator, Basel (2007), Museum für Bildende Kunst, Neu-Ulm (2008), Galerie Zenshi, Tokyo (2009), Galerie im Kornhauskeller, Pro Arte Ulmer Kunststiftung (2009), Leinzell Open, Schloss Leinzell (2010). Werke in öffentlichen Sammlungen: Regierungspräsidium Karlsruhe, Städtische Galerie Karlsruhe, Ulmer Museum, Stadt Walldorf

Petra Herzog (geb. 1963 in Aachen/ D), studierte an der Kunstakademie Münster bei Prof. Ulrich Erben und an der Rijksakademie von beeldende Kunsten, Amsterdam. Sie erhielt u.a. das Stipendium des Innenministeriums für das Deutsche Studienzentrum in Venedig (1998) und das Stipendium der Kunststiftung NRW (2004). Ausgewählte Ausstellungen: Neuer Aachener Kunstverein (1997, 2009), Bonnefantenmuseum, Maastricht (1996), Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen (1998), Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf (2000), Galerie Ulrich Fiedler (2002), Marco Museum, Monterrey/ Mexico (2006), hedah, Maastricht (2008), Ferenbalm-Gurbrü Station/ Mayerei, Karlsruhe (2008)

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